Samstag, 24. März 2001. In dem Ufa-Kino
Harmonie in Freiburg wieder ein besonderer Super8-Filmabend. Der Einladung
folgte wieder zahlreich die Super8 Fangemeinde. Die Vorstellung war ausverkauft.
Christoph Jaeger stand am Eingang und nahm noch einige mitgebrachte Super8-Filme
in Empfang, die am Abend zwischen den bereits angemeldeten Programmfilmen
gezeigt wurden. Auf einen dieser Filme werde ich an späterer Stelle
noch zu sprechen kommen.
Edo Wiemken stand wieder hinter dem Mischpult
für den Sound. Jürgen Vanscheidt hatte seinen eigenen Beaulieu
HTI-Projektor mitgebracht, den anderen durften wir uns wieder von unserem
Filmfreund und Förderer Robert Volz ausleihen. Der Aufbau wurde in
neuer Rekordzeit hingelegt. 45 Minuten nach Beginn der Arbeiten liefen
schon die ersten Filme, um die Projektoren zu justieren. Nicht unbeteiligt
war natürlich auch der Cheffilmvorführer der Harmonie, unser
freundlicher Herr Hertel, der uns immer, mit viel Sympathie für die
Sache, beim Aufbau behilflich ist.
Meine obligatorische kurze Begrüßungsrede
war diesmal völlig aus dem Stegreif, noch spontaner als die vielen
Male davor, da mein vorbereitetes Konzept zuhause lag. Pünktlich
um 20.30 Uhr verdunkelten wir den Saal und der erste Höhepunkt des
Abends war auf der Leinwand zu sehen. Claus König aus Passau hatte
diesen Film im Alter von 17 Jahren gedreht und macht aus seiner Begeisterung
für „Star Wars“ auch heute kein Geheimnis. Es war Science Fiction,
wie sie schöner auf Super8 nicht sein kann. „Kobra – Mission im All“
heißt seine Adaption des Themas. „Sie kämpfen, um zu überleben
... irgendwo, zwischen den Sternen. Eine
Space-Opera von Jungfilmern, die den aufwendigen Großproduktionen
an Ideen und Trickreichtum nicht nachsteht!“ heißt es auf der aufwendig
gestalteten Filmdose. Und was wir da zu sehen bekamen, hat niemanden enttäuscht“.
Da wurden Raumschiffmodelle vor tiefschwarzem Weltallhintergrund in imposanter
Weise in Szene gesetzt. Da kamen begabte junge Laiendarsteller im besten
bayerischen Dialekt bei Konversationen über Quasarnebel zur Geltung
und verliehen ihrem Ärger mit deftigen bayerischen Kraftausdrücken
Nachdruck. Aber selten hat mich etwas so beeindruckt, wie diese Flotte
an Raumschiffe die mir vermeintlich aus der Leinwand herausstürzend
in zweier Reihen entgegen kamen um im nächsten Moment das Feuer zu
eröffnen. Doppelt und Dreifachbelichtungen vom Feinsten!
Danach folgte der von Jürgen Vanscheidt überarbeitete und völlig neu in Stereo vertonte Film „Zivilisationsgräber“. Der Film wurde als einziger im Format 16:9 und im Zweibandverfahren, mit dem Stereosound von der CD, System Gebuhr vorgeführt! Der Ton unterstrich in prächtiger Art und Weise die schwarzweißen Bildkompositionen, die Jürgen in und um Frankfurt eingefangen hat. Die Annäherung an den Moloch unterlegte er mit bedrohlichen Klängen, die den Betrachter in erhöhte Alarmbereitschaft versetzten. Der Verkehr floss hektisch im Zeitraffer durch die Stadt. Der Platz zum Verweilen in einer belebten Fußgängerzone beruhigte wieder in Zeitlupe und der Vergleich der Gräber mit der Architektur einer Großstadt gelang ihm in schönen ruhigen Einstellungen in passenden Perspektiven. Auch das Publikum honorierte dieses Werk mit lang anhaltendem Applaus.
An dieser Stelle zeigte ich den ersten vom
Publikum an der Abendkasse vorgelegten Film. Es war der Film von Adrian
Tschäppeler. Eine drei Minuten Rolle Farbe, stumm, Trickfilm, die
mit drei kurzen Geschichten aufwartete. Die Filme „Pingu goes to Hell“,
„Pingu meets Bart Simpson“ und „Silvester 1999“, Knetfigurenanimation,
wie man sie sich schöner nicht wünschen kann. Adrian
wusste, dass an diesem Wochenende Super8 im Kino sein sollte und hatte
seinen Film zu dem Betriebsausflug nach Freiburg mitgenommen und spontan
eine Übernachtung in Freiburg drangehängt. So konnte er auch
noch beim gemeinsamen Frühstück in der Orangerie in Herdern teilnehmen
und sich über seinen dritten Preis freuen.
Michael Lücker aus Hückelhoven
konnte leider nicht selbst kommen, und so kann ich an dieser Stelle auch
ihm berichten, wie viel Neugier auf mehr seine gut gemachten Trailerrollen
weckten. Über den Abend verteilt sahen wir die Trailer für seine
Filme: „D`r Hännes on dat Jöckradies´chen“, „Winnetou“
und „Am Ende rollt der Kopf“.
Ein kurzer Umbau war notwendig um den Projektor für die nächste Rolle einzurichten. Es war der Film von Bernhard Hoffmann, der als nächster sein Publikum in CS unterhalten wollte. Bernhard hat diesen Film bei der Loveparade in Berlin 1999 gedreht. Das Rohmaterial war dann kopiert worden und von mir geschnitten und vertont worden.
Die Trickfilmrolle von Peter Neumann ist zwar schon etwas betagt, hat aber nichts von ihrer Faszination eingebüst. Aufwendige Vorder- und Hintergründe im eigenen Trickstudio-Wohnzimmer hergestellt, waren der würdige Rahmen für sehr schöne Knetanimationen von Sauriern, Steinzeit-Menschen und Flugsauriern. Auch Monster a la Godzilla kamen zum Einsatz. Peter selbst erklärte dann im Film wie er seine Filme macht. Die weiteren Fragen des Publikums konnte er direkt beantworten, weil er den weiten Weg von Erkrath bis nach Freiburg nicht scheute und persönlich anwesend war. Peter will nach diesem Erfolg wieder an eine neue Trickfilmarbeit gehen, wie er mir am Sonntag in der Orangerie sagte.
„Vrendshap“ ist eine Gemeinschaftsproduktion von Ruppert Ulrich und Friends aus Freiburg. Der Stummfilm, der bei einem Segelschiffausflug vor Holland entstand, war erst vor wenigen Tagen nachträglich mit humorigen Texten und Kommentaren sowie Musik unterlegt worden und verfehlte nicht seine Wirkung. Auch dieser Film war einer der beiden dritten Preisträger, die vom Publikum gewählt wurden.
Ein „Poltergeist“ kam auch noch von der Abendkasse in den Projektor und zeigte in schönen Einzelbildaufnahmen, was sich so alles abends in einem Zimmer verrücken lässt.
Zum Schluss sahen wir noch von David Pfluger aus Basel den Film Spiderman. In ihm stehen uns zwei frustrierte Superhelden Rede und Antwort in Sprechblasen und lassen uns auf unterhaltsame Art und Weise auf die Poente warten. Ein schöner Trickfilm in Farbe und teilweise Originalton und Originalszenen aus Spider- und Supermanfilmen.
Bei einer kleinen Zugabe wurden dann die Stimmen gezählt und die Preise an die glücklichen und stolzen Gewinner in Form von Super8-Filmmaterial direkt übergeben.
Die Publikumslieblinge:
1. Zivilisationsgräber von Jürgen
Vanscheidt
2. Myrt von Claus König
3. Vrendshap von Ruppert Ulrich and Friends
+ Pingu von Adrian Tschäppeler
Am Sonntagmorgen trafen wir uns zu einem
gemeinsamen Frühstück und Nachbetrachtung in der Orangerie in
Herdern und konnten so noch einmal unsere Gedanken zum Thema Film austauschen.
Einige von uns werden sich sicher schon dieses Jahr in Waghäusel und
in Davos zum Cine-Film-Forum 2001 wieder sehen. Für Freiburg darf
schon das nächste „Zeitsprung-Wochenende“ im März 2002 als Termin
für „Völlig abgedreht“ notiert werden.