Technik der Filmvertonung
Ergebnisse des  gleichnamigen Gesprächskreises
anlässlich des Cine-Forums Potzberg ’99

von DR. DIETER BREBECK


Der Gesprächskreis Vertonung fand mit  24 Teilnehmern einen hohen Zuspruch, ein Beweis dafür, wie sehr gerade die Vertonungsproblematik die Schmalfilmer beschäftigt.
Als Diskussionsgrundlage diente eine Themensammlung. Jeder Teilnehmer durfte sein Hauptanliegen nennen. Folgende Schwerpunkte in der Reihenfolge der Häufigkeit kristallisierten sich heraus:

1. Vertonung mit CD-Spieler von Gebuhr
2. Vertonung am PC
3. Tonaufnahme mit Mikrofonen
4. Tonaufnahme analog oder digital
5. Mischung von Filmton

1. Vertonung mit CD-Spieler von Gebuhr

Bei diesem Thema herrschte wohl die größte Unsicherheit hinsichtlich des Gebrauchs und der Verwendung des Gerätes. Es wurde klargestellt, dass das Gerät lediglich die Vorführung des fertigen Filmes mit fertigem Ton erleichtert. Es handelt sich um ein „Zweibandverfahren", bei dem das Tonband durch eine CD (Compact Disk) ersetzt wird. Auf diese CD muss der vorher abgemischte Begleitton zum Film gebrannt werden. Der Projektor steuert dann, mit entsprechenden Startmarken beginnend, die Laufgeschwindigkeit des CD-Spielers. Ein Vorteil ist die lange Laufzeit der CD bis zu etwa 70 Minuten. Die an sich hohe Tonqualität der CD wird aber nur dann ausgeschöpft, wenn man digitale Zuspielgeräte einsetzt und die Abmischung digital erfolgt (siehe auch Anmerkung am Schluss dieses Artikels!).
In diesem Zusammenhang wurde kurz auf das Prinzip des Vertonens nach dem Zweibandverfahren eingegangen. Da dies nur verbal erfolgen konnte, soll hier eine Skizze  das Verfahren erläutern. Es handelt sich um ein Blockschaltbild meiner eigenen Anlage, die im Lauf der Zeit immer komfortabler   wurde.
Ein „Master-Bandgerät", meist eine Vierkanal-Maschine mit perforiertem Tonband, wird über ein Synchrongerät 1) mit einem oder mehreren vor- und rückwärts-steuerbaren „Slave-Geräten" (Monitor, Bandgeräte) verbunden. Durch die synchrone Kopplung vom Film im Monitor und Perfoband können Kommentar, Atmosphäre und Musikuntermalung nacheinander und mit vollem Pegel bildgenau auf Spur 1, 2 und 3 (evtl. auch 4) der Vierkanalmaschine eingespielt werden. Die quantitative Abmischung dieser Aufnahmen erfolgt über ein Mischpult. Das Ergebnis wird simultan auf Spur 4, wenn diese freigehalten wurde, oder auf ein anderes, synchron als „Slave" laufendes Bandgerät aufgezeichnet. Diese abgemischte Aufnahme ist der fertige Filmton. Er kann je nach Ausrüstung mit einem synchronisierten Projektor als „Zweibandton" vorgeführt werden, auf die Magnetpiste überspielt  oder, wie oben erläutert, auf eine CD gebrannt werden.

2. Vertonung am PC
Zu diesem Punkt gab es wohl mehr Fragen als Antworten, da einschlägige Erfahrungen in diesem Kreis kaum vorlagen. Grundsätzlich ist eine Vertonung am PC gut  und elegant möglich, wenn dessen Geschwindigkeit und Festspeicher ausreichend dimensioniert sind. Auf dem Markt gibt es seit Jahren verschiedene Soundkarten und komfortable Software mit entsprechender graphischer Oberfläche für eine elegante Tonbearbeitung.

3. Tonaufnahme mit Mikrofonen
Manch einer besitzt ein teures Mikrofon und ist doch nicht mit dem Ergebnis seiner Aufnahme zufrieden. Dafür gibt es sicher ganz verschiedene Gründe, die voneinander zu trennen sind. Zunächst spielt die Akustik, genauer gesagt die Nachhallzeit des Aufnahmeraums eine entscheidende Rolle.
Für Aufnahmen von Musikdarbietungen in dafür ausgesuchten Räumen mit eingestellter Nachhallzeit ist das beste Mikrofon gerade gut genug. Wenn sich allerdings eine längere Nachhallzeit nicht vermeiden lässt, muss man mit einem auf die Schallquelle gerichteten Richtmikrofon arbeiten.
Für Sprachaufnahmen haben sich Ansteckmikrofone mit Kugelcharakteristik bestens bewährt  Hier gibt es auch preiswerte Ausführungen 2), mit denen ich nur gute Erfahrungen gemacht habe.
Ein Richtmikrofon für Frequenzen oberhalb etwa 1000 Hz lässt sich mit einem Parabolspiegel realisieren. Eine Ausführung aus Plexiglas bietet die Firma Conrad an 3). Es sind aber auch metallische Spiegel von mindestens 30 cm Durchmesser geeignet. Als Mikrofon im Brennpunkt eignet sich ebenfalls das oben genannte Ansteckmikrofon. – In diesem Zusammenhang interessant ist ein drahtloses Übertragungssystem (37,9 MHz ) mit einer Reichweite von etwa 25 m. Sender und Empfänger sind kaum größer als eine Zündholzschachtel 4). Es bietet die Möglichkeit, ein Mikrofon direkt am Ort des Geschehens ohne störende Kabelverbindungen anzuordnen.

4. Tonaufnahme analog oder digital
Es ist zu erwarten, dass die analogen Tonaufnahmen, also mit Kassetten- und Tonbandgeräten, über kurz oder lang ganz durch digitale Aufzeichnungsverfahren, wie DAT-Recorder und Minidisc ersetzt werden. Die Qualität der Filmvertonung wird jedoch immer vom schwächsten Glied der Bearbeitungskette bestimmt. Es macht also wenig Sinn, die teurere digitale Speicherung und Bearbeitung vorzunehmen, wenn damit nachher (nur) die Magnetpiste des Films beaufschlagt wird.

5. Mischung von Filmton
In dieser Abteilung ging es insbesondere um die Frage nach der richtigen Dimensionierung des Filmtons. Dabei ging es nicht um die individuelle Freiheit des Filmers, sondern darum, dass man die im folgenden aufgeführten allgemeinen Regeln einhalten und solche immer wieder zu beobachtenden Fehler vermeiden sollte:
 Kommentar und Bild müssen zu       einander passen.
 Der Kommentar soll den Bildinhalt er  läutern oder ergänzen, aber nichts aussagen, was man ohnehin im Bild sieht.
 Der Kommentar soll keine Zahlen nennen, die man sich nicht merken kann, sondern eher Vergleiche ziehen, z.B. so groß wie Bayern.
 Die Musik sollte möglichst unbekannt sein, sonst weckt sie beim Betrachter falsche Erinnerungen.
 Keinesfalls sollte die Musik dem ganzen Film wie ein Teppich unterlegt sein, womöglich noch mit Zwangspausen, wie sie zwischen Musikstücken einer CD oder Schallplatte eingelegt sind.
 Laute Musik mit Absenkung beim Kommentar ist eine machbare Version, aber wiederholt eingesetzt unerträglich, d.h.
 Die Lautstärke eingesetzter Musik sollte so leise sein (–20 bis –25 dB), dass sie ausreichend wahrzunehmen ist. Der Kommentar wird dann einfach mit vollem Pegel darübergelegt.
 Die Stimmung kommt oft viel besser mit einem passendem (auch asynchronen) Atmosphärengeräusch herüber.
 Es ist furchtbar, wenn z.B. immer irgendwelche Glocken schlagen, wenn eine Kirche gezeigt wird.
 Wenn es nicht gelingt, z.B. Hammerschäge wirklich synchron zu vertonen, sollte man lieber auf den O-Ton verzichten.
 Es ist natürlich durchaus erwünscht, Musik auch dynamisch und zur Erhöhung der Spannung einzusetzen.

6. Schlussbemerkung
Es war natürlich unmöglich, alle gewünschten Themen auch nur annähernd erschöpfend zu behandeln. Zu den oben angesprochenen Themen sind sicher noch weitere Varianten möglich und denkbare oder bekannte Verfahren nicht angesprochen worden. Trotzdem hatte ich den Eindruck, dass die Gesprächsrunde mit der Aussprache zufrieden war und der eine oder andere eine Anregung mitnehmen konnte.
1)  Die von mir verwendeten Synchrongeräte sind vom Typ Gigge Syn 2000 Pro Am.
Folgende Firmen bieten nach meiner Kenntnis heute noch Synchrongeräte an:
> Gebuhr Synchrongeräte GmbH, Imhoffstr. 4, 90429
Nürnberg
> Bielmeier Film- und AV-Service, Madronstr. 38, 83026 Rosenheim
2) z.B. bei Conrad, Claus-Conrad-Str.1, 92240 Hirschau, 0180/5312111
Katalog Electronic 99:
– Mini-Ansteckmikrofon AVL 110 EM,
Best.-Nr. 30 00 12-66,  DM 39.95
– Mini-Kondensatormikrofon,
Best.-Nr. 30 00 55-66,  DM 49,95
3) z.B. bei Conrad:
– Bausatz Mikrofon+Vorverstärker,
Best.-Nr.19 29 10-66, DM 23,50
– Gehäuse dazu, Best.-Nr.10 50 74-66, DM 17,50
– Kunststoff-Parabolspiegel
Best.-Nr.19 70 25-66, DM 22,95
4): z.B. bei ELV-Elektronik, 26787 Leer,
Tel 0491 / 600 888
– Drahtloses Universalmikrofon WM1,
Best.-Nr. 50-220-31,  DM 198,