Filmvertonung fest im Griff
Richtiger Geräteeinsatz und methodisches Arbeiten
sind die Voraussetzungen für einen perfekt gestalteten Tonfilm – 2.Teil
von KARL H. LEONHARDT
Geräusche und Synchronität
Die Geräusche lassen sich entsprechend auf eine andere freie Spur
aufspielen. Dabei macht eine Sache etwas Mühe. Soll z.B. das Zuschlagen
einer Tür punktgenau vertont werden, so muss natürlich der
Zeitpunkt des Zuschlagens durch einen Impuls (Blopp) gekennzeichnet sein.
Das Zuschlagen einer Autotür lässt sich am besten durch
das Zuschlagen eines dicken Buches imitieren. Um das Zuschlagen punktgenau
aufspielen zu können, muss man entweder zwei weitere Impulse
in gleichen Zeitabständen vor dem Zuschlagen aufgespielt haben, oder
man kennzeichnet die schwarze Tonbandrückseite mit einem weißen
Stift oder Aufkleber. Zunächst muss man dazu den Impuls, der
das Zuschlagen kennzeichnet, vor den Aufnahmekopf bringen, der in diesem
Fall durch die Synchronschaltung ja als Wiedergabekopf dient. Das geschieht
in der Editierstellung im Handbetrieb. Dann sucht man sich eine Stelle,
an der das Tonband über eine längere Strecke gut beobachtet werden
kann (am besten links der Tonköpfe). Falls dort keine feste Markierung
vorhanden sein sollte (Umlenkrolle oder –stift), bringt man eine an, und
durch einen weißen Strich oder Aufkleber auf der schwarzen Rückseite
wird diese Stelle auf dem Tonband gekennzeichnet.
Falls das Gerät keinen Synchronschalter hat, muss diese Kennzeichnung
im Abstand „Aufnahmekopf – Wiedergabekopf" rechts neben der Markierung
auf der Tonbandrückseite angebracht werden. Nun ist es möglich,
vor einem Mikrofon das Buch in dem Augenblick zuzuklappen, in dem der Aufkleber
die Markierung passiert. Es empfiehlt sich, das ganze vor der Aufnahme
zu üben.
Da ein solches Punktgeräusch gewöhnlich mit Hintergrundgeräuschen
gemischt werden soll, muss man diese auf einer weiteren freien Spur
aufnehmen. Die Musikspur ist ja frei, wenn beachtenswerte Geräusche
zu hören sind. Ich nehme auch gern die Lücken auf der Kommentarspur
für Punktgeräusche in Anspruch. Noch angenehmer wäre es,
hätte man noch mehr als vier Spuren zur Verfügung. Aber mit einiger
Überlegung kann man mit vier Spuren eine sehr anspruchsvolle Filmvertonung
hinkriegen. Für eine entsprechende Vertonung in Stereo braucht man
allerdings acht Spuren (Kanäle).
Im weiteren Verlauf der Vertonung wird ein weiterer Vorteil der vier
Spuren klar: Kein Mensch arbeitet absolut fehlerfrei. Wenn also Korrekturen
auf einer Spur notwendig werden, bleibt auf den anderen Spuren das vorher
Aufgenommene völlig unberührt.
Synchronprobleme
Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, dass man eigentlich schon bei der Überspielung des Kommentars auf die 4-Kanalmaschine den Abstand zwischen Aufnahme- und Wiedergabekopf hätte berücksichtigen müssen. Zwar ist die dadurch entstehende Zeitdifferenz von weniger als 0,2 Sekunden gering, vielleicht sogar gerade richtig als Verzögerung für den Beginn des Kommentars nach dem Szenenanfang. Doch wie ist es aber, wenn ein punktgenaues Geräusch überspielt werden muss? Zu diesem Zweck hat die von mir benutzte Sony-4-Kanalmaschine für jeden Kanal einen Synchronschalter, der den Aufnahmekopf auf Wiedergabe schaltet. Er liefert zwar nur eine geringe Tonqualität, garantiert aber absolute Synchronität. Vorgesehen sind diese Schalter für das sog. Playbackverfahren: Nur damit ist z.B. ein Sänger in der Lage, mit dem Kopfhörer die begleitende Musikband zu hören und synchron dazu über das Mikrofon zu singen.
Einsatz eines Mischpultes
Liegt nun das fertig bespielte Vierspurband vor, sollte man zunächst
die drei Nutzspuren kontrollieren, ehe man sie mischt. Jede Spur lässt sich korrigieren, ohne das Aufgenommene auf anderen Spuren zu beeinträchtigen.
Nun wird der Ton auf den drei Nutzspuren mit einem Mischpult abgemischt
und dabei mit einem Habspurgerät aufgenommen. Die Arbeit mit der sog.
Tricktaste sollte man vergessen, weil die Tonqualität zu stark vermindert
wird!
Selbstverständlich wird wieder mit der größtmöglichen
Geschwindigkeit (19cm/sec) aufgenommen. Aus Qualitätsgründen
arbeite ich wieder mit einem Halbspurgerät (Revox A77, B77): Auf der
zweiten Spur wird parallel dazu der Ton der „Leittext- und Impulsspur"
aufgenommen. Es ist darauf zu achten, dass diese Spur nur schwach
ausgesteuert wird, damit nicht die geringste Gefahr des Übersprechens
besteht. Früher geschah es manchmal, dass bei ganz leisen Stellen
des Nutztones ein von mir zu laut aufgenommener Impuls der Leittextspur
den Nutzten störte.
Das Mischpult habe ich übrigens selbst gebaut. Falls Interesse
besteht, bin ich gerne bereit, das Schaltbild zur Verfügung zu stellen.
Wer anstelle des Tonbandgerätes mit einem Vierkanal-Cassettengerät
arbeitet, hat in der Regel bereits ein integriertes Mischpult zur Verfügung.
Die geringe Bandgeschwindigkeit der Cassetten wird durch hocheffektive
Rauschunterdrückungssysteme kompensiert.
Es ist durchaus möglich, auch mit Cassettengeräten guten
Filmton zu produzieren. Leider habe ich aber keine Erfahrungen mit solchen
Geräten sammeln können.
Tonabmischen und Überspielen
Der abgemischte Filmton muss jetzt über Lautsprecher abgehört
und beurteilt werden. Ist man nicht zufrieden, kann man die Abmischung
beliebig oft wiederholen. Selten war ich dabei mit der ersten Mischung
zufrieden. Ist das Endergebnis akzeptabel, liegt damit unser Masterband
vor, ohne das der Film bis hierher durch die intensive Vertonungsarbeit
strapaziert oder in Mitleidenschaft gezogen wurde. Hat man mit Perfoband
gearbeitet, kann man den Film sofort synchron im Zweibandverfahren vorführen.
Anderenfalls muss der Ton zuvor noch auf die Piste überspielt
werden.
Zum Überspielen auf die Piste braucht man entweder einen Projektor,
dessen Geschwindigkeit geregelt werden kann (ELMO GS 1200) oder ein regelbares
Tonbandgerät (Sony TC 510-2). Ich arbeite lieber mit einem regelbaren
Tonbandgerät.
ELMO G 1200
Sony TC 510-2
Dieses hat eine Taste, bei deren Lösung das Band sofort mit der
richtigen Geschwindigkeit losläuft, weil sich die Capstan-Welle schon
dreht.
Mit einem Kopfhörer höre ich nur die Leittextspur mit den
Impulsen ab. Den Ausgang der Nutztonspur verbinde ich mit dem Toneingang
des Projektors. Zunächst suche ich den Startimpuls auf dem Tonband,
was durch die gesetzten Vorimpulse mühelos gelingt: Man hört
„eins, zwei, drei, Start" mit den dazugehörigen Impulsen, und man
kann durch den Rhythmus punktgenau auf dem Startimpuls stoppen.
Nun wird der Projektor gestartet: Man sieht zuerst einen Punkt, dann
zwei Punkte, dann drei und dann die Startmarke auf der Leinwand. Auch hier
gelingt der Start des Tonbandes punktgenau ohne Schwierigkeit.
Nun sollte man den Film einmal ohne Aufnahme durchlaufen lassen, damit
das Tonbandgerät auf die Laufgeschwindigkeit des Projektors angeglichen
wird. Bei jedem Einstellungswechsel muss ein Impuls zu hören
sein. Falls er nicht genau zum Bildwechsel ertönt, muss geregelt
werden. Hat man die Reglerstellung für den eigenen Projektor einmal
gefunden, kann man künftig mit dem Überspielen sofort beginnen.
Beim Überspielen selbst muss ich nur ab und zu ganz geringe Korrekturen
vornehmen. Starke Korrekturen wären als Tonhöhenschwankungen
nicht zu akzeptieren.
Vor dem eigentlichen Überspielen muss die optimale Aussteuerung
am Projektor überprüft werden. Man muss sich an den lautesten
Stellen orientieren. Wenn das Masterband einwandfrei ausgesteuert wurde,
braucht man sich dann um die Aussteuerung des Projektors nicht mehr zu
kümmern. Keinesfalls darf die Aussteuerung aber einer Automatik überlassen
werden!
Die besondere Konstellation:
Perfoband und Elmo-Projektor
Falls man mit dem Perfoband und dem Elmo-Projektor GS 1200 arbeitet,
ist manches etwas einfacher. Das Perfoband bekommt eine Startmarkierung,
und den Film lässt man bis zur Startmarke einlaufen. Der Projektor
ist über den Synchro-Regler ER 610 von Pötter mit dem Pötter-Perfoleser
707 verbunden.
Synchronregler ER 610 …
… und Perfoleser 707 von Pötter bilden eine
perfekte Einheit
Der Start des Perfobandes startet auch den Projektor (Bedienungsanleitung
des GS 1200 beachten!). Die Vertonung mit dem Vierkanalgerät erfolgt
genauso wie vorstehend beschrieben.
Um den Vorteil des Perfobandes zu nutzen, muss allerdings eines
der Tonbandgeräte für „Slave-Betrieb" eingerichtet sein, denn
es muss ja wieder auf ein synchron laufendes Perfoband bei der Mischung
überspielt werden. Dazu braucht man noch den „Perfogrip-Baustein"
von Pötter. Wenn man ein solches Perfoband hat, braucht man
den Leittext mit den Impulsen nicht mehr. Entweder man überspielt
den Ton auf die Piste, oder man führt seine Filme mit bester Tonqualität
im Zweibandverfahren vor.
Der Pötter Perfogrip-Baustein komplettiert die
Synchronhilfen
Hat man mehrere Zweikanal-Geräte (Halbspur) mit Perfobandsteuerung, so kann man auf das Vierkanalgerät verzichten. Dem Aufwand an Apparaten sind keine Grenzen gesetzt. Was macht man aber, wenn man weder ein Vierkanalgerät noch durch Perfoband gesteuertes Tonbandgerät besitzt?
Vertonung mit 2-Kanal-Geräten
Da bleibt nur, auf die alte und mühsame Arbeit mit Signierband
oder robustem Studioband zurückzugreifen. Zu jedem Impuls schreibe
ich mit Fettstift (oder ich kann auch mit Klebeband markieren) die
Impulsnummer. Ganz gleich, ob man die Rückseite beschreibt oder beklebt,
der Bandandruck an die Tonköpfe sollte nicht durch Andruckfilze
erfolgen, sondern nur durch den Bandzug. Alle Impulsnummern müssen
mit dem Leittext, der sich auf sie bezieht, in das Tondrehbuch eingetragen
werden. Dann wird die Leittextspur gelöscht, so dass wieder zwei
Tonspuren zur Verfügung stehen.
Die Vertonung erfolgt nun ähnlich wie früher beschrieben,
nur muss der aufgenommene Kommentar jetzt nach den sichtbaren Markierungen
auf eine Spur überspielt werden. Für die zweite Spur muss man schon auf dem Zuspielband Vorbereitungen treffen,
dass man dann
auf die zweite Spur aufbringt. Das Zuspielgerät muss allerdings
eine voneinander unabhängige Aufnahme beider Spuren erlauben.
Die Überspielung auf die zweite Spur erfolgt über ein Mischpult.
Es leuchtet ein, dass man auf diese Weise keine punktsynchronen Geräusche
erzielen kann. Braucht man diese Punktsynchronität an einigen Stellen
aber unbedingt, so muss man diese Geräusche in die Kommentarpausen
legen. Während des Kommentars achtet man weniger auf die Geräusche.
Wie man das macht, wurde vorher schon ausgeführt.
Eine besondere Schwierigkeit bereitet die Überspielung auf Piste.
Auf jeden Fall muss man denselben Projektor und dasselbe Tonbandgerät
benutzen, das man auch zur Aufnahme des Leittextes benutzt hat. Das Tonband
wird auf den gut sichtbaren (nicht mehr hörbaren!) Startimpuls eingestellt.
Auf der Leinwand erscheinen nun die Punkte „eins", zwei", „drei" und dann
die Startmarkierung. Es macht durch den vorgegebenen Rhythmus keine Schwierigkeiten,
das Tonband genau mit der Startmarkierung zu starten. Wenn der Film nicht
zu lang ist, laufen Bild und Ton nicht auseinander. Ein Helfer muss während des Überspielens den Ton mischen. Wenn man vorher eine
Mischung vornimmt, indem man auf ein anderes Tonband überspielt, kann
keine Synchronität garantiert werden. Ich halte es für unmöglich,
die Leinwand und die Markierungen auf dem Tonband gleichzeitig im Blick
zu behalten.
Eine andere Möglichkeit besteht darin, Leittext und Impulse einer
Spur zu erhalten. Dann hat man nur eine Nutzspur zur Verfügung. Dementsprechend
muss man die zwei Kanäle des Zuspielgerätes beim Überspielen
auf die Nutzspur mischen. Notgedrungen geht das nur stückweise. Die
schwierige Vorbereitung wird auf die Anfertigung des Zuspielbandes verlegt,
die zweite Spur muss synchron zur ersten liegen. Schon der Ton auf
der ersten Spur kann durch die Mischung von zwei Kanälen des vorher
zur Leittextaufnahme benutzten Gerätes erzeugt sein. Die abschließende
Überspielung auf die Filmpiste ist dann nicht mehr schwierig.